Gedenken an Lorenz Breunig
Der Weilbacher Sozialdemokrat Lorenz Breunig wurde heute vor 75 Jahren im KZ Sachsenhausen umgebracht.
Am Samstag gedachten wir diesem Menschen, den die Nationalsozialisten aufgrund seiner Überzeugungen vergasten. Der SPD Ortsverein lud alle Weilbacher Vereine und Bürgerinnen und Bürger zu diesem Gedenken ein. Nach einer Ansprache des Bürgermeisters, hielt ich als Ortsvereinsvorsitzender eine Gedenkrede.
(Es gilt das gesprochene Wort)
Meine Damen und Herren,
liebe Genossinnen und Genossen,
es gibt Reden, die schreiben sich für einen Ortsverereinsvorsitzender recht einfach. Die gehen einem mit einer gewissen Routine von der Hand. Diese Rede gehört gewiss nicht zu dieser Kategorie. Wie soll man auch ein ganzes Leben mit so einem Enden in Worte fassen? Soll man es versuchen in Stichpunkte zu fassen?
Lorenz Breunig, geboren am 11. August 1882 in der Rummelse-Gass, verheiratet mit Anna Theresa Schmider, Sechs Kinder, gelernter Dreher, Sozialdemokrat, Reichstagsabgeordneter, Gewerkschafter, am 1. September 1939 von den Nazis inhaftiert und am 15.2.1945, wenige Monate vor Kriegsende vergast. Das wäre die Übersicht, die man in der heutigen schnellen Zeit vielleicht im Internet finden könnte.
Man könnte auch ein ganzes Buch über das Leben und Wirken von Lorenz Breunig lesen. Über seine Aktivitäten als Gewerkschafter, als Reichstagsabgeordneter oder über seine Aktivitäten im Widerstand.
Dankenswerter Weise hat vor einigen Jahren für Weilbach der Heimatverein Weilbach-Weckbach die Aufgabe mit übernommen, dieses Kapitel unserer Ortsgeschichte bekannt zu machen.
Wenn man sich nun weiter überlegt, wie man über Lorenz Breunig sprechen soll, kann man auch von den historischen Betrachtungen abweichen.
Womöglich reicht es auch zu sagen, hier wurde ein Mensch aufgrund seiner Überzeugungen verfolgt, inhaftiert, gequält und am Ende mit Gas erstickt.
Aber wie fasst man den Wahnsinn in Worte, der es möglich macht, Menschen in Wertvolles und Unwertes Leben zu sortieren. Wie fasst man den Wahnsinn in verständliche Worte, das vermeintlich unwerte Leben wie Ungeziefer auszulöschen sei?
Das fällt umso schwerer, wenn man gleichzeitig beobachtet, wie Kräfte Auftrieb erhalten, die solches Gedankengut wieder in unsere Parlamente tragen wollen. Haben wir denn gar nichts gelernt, fragt man sich hier nur.
Es ist nur wenige Tage her, da geriet eine Wahl eines Ministerpräsidenten zur Farce, weil es Faschisten schafften, einen demokratischen Prozess zu sabotieren. Ein weiterer Versuch unsere Demokratie anzugreifen und auszuhöhlen. Wohin das führen soll, kennen wir bereits.
Es ist daher mehr als wichtig, dass wir an einen Menschen erinnern, der vor 75 Jahren für seine Überzeugungen starb. Ein Mann, der die parlamentarische Demokratie mit Leben füllte, der die Freiheit der Person verteidigen suchte, der eine solidarische Gesellschaft errichten wollte, der die Meinungsfreiheit schätzte, dem der Mensch wichtig war. Das sind Werte, die heute im Artikel 1 unseres Grundgesetzes ihren Ausgang nehmen.
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Universell und überall.
Hier kann es keine Ausnahmen geben. Die Würde des Menschen kann nicht begrenzt werden.
Heute wollen einige unsere Werte, die wir gerne freiheitlich-demokratische Grundordnung nennen, mit Geschrei, Lügen und Populismus zerstören. Heute wollen einige ein anderes Land schaffen, aber wir kennen es schon. Das gab es im Gestern bereits. In dieses Gestern möchten wir nicht zurück.
Das werden wir Sozialdemokraten nie tolerieren, nie akzeptieren und immer bekämpfen. Das liegt in der DNA unserer Partei. Das ist Teil unseres historischen Auftrages geworden.
Meine Damen und Herren, Liebe Genossinnen und Genossen,
heute ist ein Tag, an dem wir uns auch in Weilbach erinnern müssen, was unsere Demokratie wert ist. Heute ist der Tag uns zu erinnern, was Undenkbares möglich ist und wozu Menschen fähig sind.
Auch 75 Jahre nach Ende der schrecklichen Ereignisse des 2. Weltkrieges, der Menschenvernichtung in den Konzentrationslagern und des Naziterrors, müssen wir daran erinnern. Nie wieder, muss auch in den kommenden Jahrzehnten der Ausspruch sein. Immer wieder müssen wir daran erinnern. Müssen wir unsere Kinder und Enkel erinnern, was schreckliches möglich ist und sie vor allem davor bewahren.
In Weilbach steht Lorenz Breunig stellvertretend für alle Opfer der Nationalsozialisten und einer menschenfeindlichen Ideologie. Er ist aber auch Vorbild für uns, wenn man sein Wirken für eine demokratische Gesellschaft betrachtet. Seinen Einsatz und sein Kampf können Beispielhaft sein.
Um dieses Wirken zu ehren, möchten wir heute Blumen niederlegen und einen Augenblick innehalten.
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