Schulbegleitung?

Schulbegleitung?

Was ist eigentlich eine „Schulbegleitung“? Was arbeitest du nochmal? Bevor ich dieses Arbeitsfeld betrat, war mir der Begriff (auch) völlig unbekannt. Quasi als Quereinsteiger kam ich von der Leitung der Offenen Ganztagsschule zur Schulbegleitung (Dazu an anderer Stelle mal mehr).

Jetzt komme ich des öfteren selbst in die Verlegenheit erklären zu müssen, was ich da eigentlich treibe – als Schulbegleiter.

Schulbegleiter (auch Integrationshelfer oder Schulassistenten) unterstützen Kinder mit Körperbehinderung, geistiger Behinderung oder psychischer bzw. seelischer Störung im schulischen Alltag. Schulbegleitung ist eine langfristig eingesetzte Maßnahme der Eingliederungshilfe bzw. der Kinder- und Jugendhilfe (Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche)

Quelle: Wikipedia

So. Das sagt jetzt auf die Schnelle Wikipedia dazu. Alles klar, oder? Nein?

 

Wie muss man sich das eigentlich vorstellen?

Und hier wird es kompliziert. Schulbegleitung kann heißen, ich sorge dafür, dass ein Kind in einer Regelschule besser zurecht kommt und am Unterricht teilnehmen kann. Das kann aber auch in ganz andere Richtungen gehen, wenn ich mit dem Schüler teilweise ein eigenes Programm durchführe, damit er Leistungen zeigen kann, den Alltag bewältigt oder überhaupt mit anderen Kindern auskommen kann.

So habe ich mich bei einem meiner Schüler darum gekümmert, dass er im Unterricht konzentriert war, Lernpläne erstellt oder das Sozialverhalten reguliert. Das klingt jetzt banal, aber mit einem Schüler habe ich erstmal „Schnäuzen“ geübt, damit er nicht immer im Unterricht den „Rotz“ hochzog und die ganze Klasse angeekelt von diesem (sehr lauten) Sound aufschrie. Das führte dann zu einer höheren Akzeptanz und besserem Klima in der Klasse.

Bei anderen Schülern muss man auf die emotionale Situation eingehen, Aggressionen abbauen, (ein bisschen) Familienersatz sein, Aufmerksamkeit schenken, beruhigen, wenn ein Schüler ausflippt. Ja, wie in so seltsamen Yoga-Filmen machen wir dann auch mal Atemübungen oder bearbeiten einen Boxsack. Jeder Schüler ist eben unterschiedlich und man muss den passenden Weg suchen, damit er mit sich klar kommt. Dazu kann dann auch mal extreme Strenge gehören. Keine Lücke im Regelwerk lassen, um eine Gewöhnung an gesellschaftliche Standards zu erreichen. Man muss lernen, den richtigen Ton zu treffen, die Emotionen der Kinder zu lesen und, ich sage immer, einen großen „Werkzeugkasten“ der Pädagogik dabei haben.

 

Bild von SauLustig auf Pixabay

Je nach Schule/Schüler kann das also heißen, der Schulbegleiter sitzt eine Schulstunde neben dem Schüler und sagt mal „psst“, „los arbeite jetzt/konzentriere dich“ und liest sonst ein Buch. Wenn das so ist, dann reicht die körperliche Präsenz schon aus und man hat vermutlich ziemlich lange mit dem Schüler gearbeitet.

Oder es fliegen Stühle und Tische durchs Klassenzimmer, es kommt zu verbalen und körperlichen Konflikten, bis hin, dass ein Schüler mit einem Obstmesser ankommt und versucht einen Mitschüler abzustechen (alles keine Erfindungen, auch wenn es nicht meine Schüler waren). Manchmal passiert das alles an einem Tag.

Natürlich ist es in der Regel weniger krass. Es geht um Verweigerung, Beschimpfungen, Ausraster – und man muss betonen: Die Kinder können dafür nichts. Das hat, wie oben in der Definition beschrieben, handfeste Gründe.

Je nach Schule und Schüler arbeitet man also in einem sehr weiten Feld mit vielen schiedenen pädagogischen Ansätzen, um die Kids auf den rechten Weg zu führen.

Ab kommenden Montag arbeite ich übrigens frisch versetzt an der Grundschule in Weilbach. Das war eine sehr kurzfristige Entscheidung meines Arbeitgebers, um einem Kind einen guten Einstieg zu gewährleisten. Das ist wieder eine ganz neue Herausforderung einen Schüler aus einer Förderklasse bei der Rückkehr in die Regelschule zu begleiten und ihm die Umstellung von extrem kleinen Klassen auf Normalklassenstärke zu erleichtern. Hier geht es also mehr darum beim Lernen zu unterstützen, der Lehrerin eine pädagogische Assistenz zur Seite zur stellen, die Konzentration des Schülers zu stärken und einen gewissen Halt zu geben. Ich bin gespannt.

rhaseler

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